Geschichte des Kornwestheimer KORNFETZ
Die heutige große Kreisstadt „Kornwestheim“ liegt zwischen der Landeshauptstadt Stuttgart und der Kreisstadt Ludwigsburg. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Kornwestheim um 780 n.Chr im Zinsregister des Kloster Lorsch. Bereits aus den dortigen Einträgen des Zinses, den jeder Bauer für sein Grundstück bezahlen musste, war und ist ersichtlich wie wohlhabend das damalige Bauerndorf Kornwestheim war, das aus einer alemannischen Siedlung entstand.
Schon früh gab es immer wieder Erzählungen und Berichte ansässiger Bauern, dass unmenschliche Wesen durch die Felder streiften. Manche berichteten von tierischen Gestalten wie zum Beispiel eines Wolfes oder eines Bären, andere wiederum von einer frechen Fratze und menschlicher Gestalt. Hierbei gingen die Meinungen stets weit auseinander.
Man nahm an, den hohen Ertrag aus dem Ackerbau auch diesen Wesen verdanken zu können. Durch ihre Anwesenheit, das Necken und verjagen der Menschen und Tiere, sowie den Streifzügen durch die Felder in der Nacht hielten Sie alles und jeden davon ab in oder durch die Felder zu gehen und das reifende Korn zu schädigen. Dies war mit ein Grund die „Hüter der Felder“ regelrecht zu vergöttern. Oftmals wurden die letzten Garben zur Strohpuppe gebunden und auf dem Feld als Opfer zurück gelassen.
Höchstwahrscheinlich war es die Neugier, die immer mehr dazu verleitet hat, in die Felder zu gehen um diese Wesen einmal selbst zu sehen. Immer wieder kamen Bauern, deren Frauen und Kinder, vom Schock und der Angst gezeichnet, zurück ins Dorf gerannt. Sie berichteten von Dämonen mit Hörnern, von gruseligen Gesichtern und angsteinflößendem Geheul. Dies trug stark zur Wandlung zur Schreckgestalt und „Dämonisierung“ bei.
Und genau aus dieser Zeit stammt unser heutiger Kornwestheimer KORNFETZ….
Bei jedem unsrer KORNFETZ ist dieser Wandel unterschiedlich weit fortgeschritten. Gut zu erkennen durch die Hörner – die einen erst beim Durchbruch, die anderen bereits voll ausgewachsen. Doch eines hat unser KORNFETZ nie verloren. Er bewahrt sich bis heute sein neckisches Wesen und sein schelmisches Lachen. Noch immer streift er durch die Kornwestheimer Felder, schützt so das Korn vor Schaden und Diebstahl. Doch um den Kornwestheimern die Angst vor ihnen zu nehmen kommen sie zur 5. Jahreszeit aus ihren Verstecken und Feldern und zeigen mit welchem Schabernack sie bereits vor Jahrhunderten „Eindringlinge“ vertrieben haben.
HÄS
Da es keine genauen Beschreibungen bzw Bilder eines Korndämons gibt, haben wir uns bei der Gestaltung unseres Häs an Berichten und Erzählungen aus früheren Zeiten orientiert. Man sprach von menschlichen wie auch wilden Gestalten. So haben wir unseren "KORNFETZ" am linken Bein und dem rechten Arm mit buntem Gefieder in Kornwestheims Stadtfarben gestaltet. Auch das Fell an Arm und Bein sollen auf den Wilden Teil dieser Wesen deuten.
Das Grundhäs wurde in schwarz gehalten. Schwarz wie die Nacht, durch die Sie streiften um auch dann das Korn vor Eindringlingen zu schützen.
Um den Reichtum der Kornwestheimer Bauern zu symbolieren haben wir das Häs mit reichlich goldgelben Ähren bemalt sowie dem Kornwestheimer Stadtwappen als Kennung auf dem Rücken. Die Heugabel oder auch der Dreschschlegel sind Zeichen der harten Arbeit der Bauern.
MASKE
Wer genauer in die Gesichter der Kornwestheimer KORNFETZ schaut stellt fest, dass jeder Fetz seinen eigenen Gesichtsausdruck hat. Dabei war es uns sehr wichtig keine Schreckgestalt, sondern einen neckischen Lausbuben, im schwäbischen auch "FETZ" genannt, zu erhalten. Die Verwitterung durch das Leben in der Wildnis, das lange zottelige Haar sind Markung des Lebens in der Wildnis. Er streckt frech die Zunge heraus, hat stets ein gnitzes Lachen und bei manchen sieht man bereits hervorgetretene Hörner, die bei anderen erst heraus brechen.